Le coin des invités |
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Ruffian – ein neues Schachprogramm der
Spitzenklasse
Kapitel 1: Ein Komet schlägt ein Es war etwa mitte September 2002. Ich staunte nicht schlecht als
ich den Namen eines Schachprogramms
in einem Forum zum ersten Mal las „Ruffian“. Nun, das ist an sich nichts
besonderes, denn inzwischen haben wir weit mehr als 100 solcher Programme.
Mein Staunen richtete sich auf die Ergebnisse, die das bis dahin unbekannte
Programm erspielt hatte. Das Programm war noch nicht für alle zugänglich,
aber einige Tester brachten in einigen Computerschachforen geradezu
sensationelle Ergebnisse. So ging es einige Tage lang, bis bei mir die
Geduld platzte (ich wusste nämlich dass das Programm bald frei angeboten
werden würde). „Her damit das wollen wir sehen“, so schrieb ich in
einigen Foren und brachte so meinen Unmut
und meine Ungeduld, weil das Programm zu der Zeit nur wenigen Testern
zur Verfügung stand. Bevor kommerzielle Programme zum Kauf angeboten werden,
ist es üblich dass sie zuvor von sogenannten Betatestern getestet werden,
ebenso üblich ist es dass Ergebnisse dieser Programme veröffentlicht
werden (natürlich gewinnt immer das neue Betaprogramm). Bei Ruffian
handelte es sich jedoch nicht um ein kommerzielles Projekt (zumindest bis
jetzt nicht) und so war meine Geduld einfach am Ende. In dieser Zeit gab es viele Spekulationen, einige meinten im
Vorfeld dass es sich bei Ruffian um einen Crafty-Clone handelt (Crafty ist
ein Programm von Prof. Hyatt). Andere meinten sogar dass das Programm nur
nicht erhältlich sei, weil es ein Computervirus ist. Diese Diskussionen
habe ich nicht näher verfolgt weil sie im englischen CCC-Forum
stattgefunden haben, und mein Englisch sehr dürftig ist. Am 23.09.2002 war es dann soweit: Man konnte im Internet das
Programm Ruffian 1.0.0 runterladen, hier die Adresse: http://ruffian.hkust.se/ Klar, dass ich mir schon am ersten Tag Ruffian geholt habe, und
natürlich habe ich sofort einige Test durchgeführt. Im englischen CCC-Forum brachte sofort jemand einen Beitrag (an Prof.
Hyatt gerichtet) mit der anspielenden Frage: „Ist das nun ein Crafty-Clone“? Ich habe darauf geantwortet: „Nein, ich glaube nicht dass es ein
Crafty-Clone ist, aber vielleicht ein Fritz-Clone?“. Die Definition „Clone“ aus einem Lexikon (Auszug): „Klonen“ Klonieren, englisch cloning, die Herstellung genetisch identischer
Nachkommen (Klone). Sie können durch mitotische Zellteilung ( Mitose) oder
durch Übertragung des Zellkerns des zu vermehrenden Individuums in eine
zuvor entkernte Eizelle (Kerntransplantation) erzeugt werden. Der folgende Satz ist von großer Bedeutung: die Herstellung
genetisch identischer Nachkommen. Es geht also beim Klonen um
die Herstellung identischer Nachkommen. Dass Ruffian aber weder mit Crafty
noch Fritz (egal welche Version man nimmt), identisch ist, das konnte ich
ganz leicht selbst schon nach den ersten Tests feststellen. Z.B. kann
Ruffian bis jetzt (Version 1.0.1) noch immer nicht mattsetzen mit Springer
und Läufer ohne die Endspieldatenbanken, ebenso bewertet Ruffian einiges
anders als Fritz, und auch anders als Crafty! Von einem richtigen „Klonen“
kann daher absolut keine Rede
sein, auch wenn ich beweisen kann dass Ruffian einige Techniken
fast - oder sogar identisch so nutzt wie Fritz, ja diese Techniken machen
das neue Programm daher besonders stark, und allen anderen Amateurprogrammen
deutlich überlegen! Wie diese Techniken in der Praxis funktionieren und wo
sie bei Ruffian denen von Fritz sehr ähnlich sind, das wollen wir uns bald
ansehen. Hier jedoch zuvor einige Anmerkungen zum Thema Klonen wie ich das für
mich verstanden haben möchte. Folgendes Statement dazu habe ich in einem Forum am 24.Sept.
geschrieben (also der damalige Erkenntnisstand von mir, nicht der heutige): Als ich Ruffian testete, erinnerte er mich von Anfang an, an Fritz
(gegen den ich tausende von Partien gespielt habe) und den kenne ich
wirklich gut! Ich kenne die Stärken und Schwächen von Fritz, ich kenne
seine Art zu spielen , seine Art zu analysieren usw. Ich habe nie behauptet dass Ruffian ein Fritz ist das kann er
nicht sein, denn Fritz kann z.B. mit Springer und Läufer schon lange
mattsetzen (auch ohne Endspieldatenbanken) - ich habe diese Mattführung früher
oft trainiert - Ruffian kann das nicht!
Ruffian kann also kein Fritz sein. Dennoch erinnern mich fast alle
Analysen "an den Stil" von Fritz, ob das die Art der Suche ist,
die Bewertung, Suchtiefe und, und..., alles erinnert mich an Fritz. Ich sehe nichts, wo ich sagen kann, dass in dem Programm Ruffian etwas
"Originelles" steckt! Sorry ich kann nichts dafür dass ich zu
diesem Fazit komme, aber für mich persönlich ist das nun einmal so. Ob
daher in Ruffian ein Code von Fritz steckt , oder ob der Programmierer
lediglich viele Eigenarten von Fritz übernommen hat (also nicht gestohlen),
das hat für mich als Anwender keine Bedeutung (höchstens für
Programmierer). Ich kenne viele Programme, und alle haben etwas eigenartiges, also
etwas das ein anderes Programm nicht hat! Bei Ruffian sehe ich nichts
derartiges. Ein Shredder hat einen eigenen Stil, auch die Art der Bewertung
ist einzigartig. Ein ChessMaster (zumindest mit den Standardsettings) spielt
einzigartig. Dasselbe trifft ebenso zu auf ChessTiger und Junior!
Ja, und der Fritz war bis jetzt für mich ebenfalls einzigartig, bis
nun Ruffian kam. Schön, nun haben wir 2 Programme die einen ähnlichen Stil
bevorzugen, ähnlich analysieren usw. Fakt ist nur, dass es Fritz schon lange gibt und bisher hat keiner
versucht, sein Programm so zu gestalten dass es ähnlich spielt wie der
Fritzi. Mit Ruffian haben wir nun ein Programm, das etwa die Spielstärke von
Fritz 6 aufbieten kann (also einen Fritz 7 durchaus auch besiegen kann) und
dazu noch mit ähnlichem Stil spielt! Im Gegensatz zu Fritz, lässt sich Ruffian (als Wb - und UCI
Engine) unter viele andere GUIs einbinden, und mit dem Stil ähnlich dem von
Fritz samt der Spielstärke von Fritz 6, wird es viele Herzen erobern da es
ja ein Freewareprogramm ist. In den gängigen Ranglisten wird Ruffian 1.0.0 jedenfalls alle
bisherigen Amateure überflügeln. Zuletzt gab es so etwas zu bestaunen im
Jahre 1996, als der Amateur Shredder in Jakarta den WM Titel holte, und
viele Herzen erobern konnte. Nach nun 6 Jahren, ist nun wieder einem
Programmierer ein ähnlicher Wurf (quasi 0 auf 100) gelungen, der Spielstärke
nach sogar stärker anzusiedeln als damals bei Shredder 1. Auf dieses Statement bekam ich u.a. auch die folgende Antwort: „eigentlich erstaunlich, dass bisher noch niemand versucht hat
Fritz zu kopieren. Ruffian kommt ähnlich schnell auf Tiefe wie Fritz dank
seines exzessiven Prunings. Damit überflügelt er auf Anhieb sämtliche
Amateure. Ich weiss natürlich nicht, was Per-Ola noch so alles in sein
Programm gezaubert hat, aber das aggressives Pruning und aggressive
Nullmove-Einstellungen die Spielstärke positiv beeinflussen zeigt jetzt
nicht nur Fritz, sondern eben auch Ruffian.“ Ich antwortete darauf so: „Nachdem Ruffian nun da ist , muss man sich diese Frage
ernsthaft stellen. Aber ich vermute, wie es schon Ulrich angedeutet hat,
dass jeder Programmierer seine eigene Kreatur schaffen will. Ich würde nie
auf die Idee kommen etwas zu kopieren, ich suche immer meinen originellen
Weg. Dass Ruffian nicht Fritz ist, möchte ich nochmals betonen. Es handelt
sich tatsächlich um ein eigenständiges Programm. Aber der Programmierer
hat viel von Fritz-Ideen übernommen, sonst wäre Ruffian so wie er nun ist
, nicht möglich!“ Einige kurze Infos noch zu Ruffian, bevor ich mich der praktischen Seite
des Programms zuwende: Der Programmierer kommt aus Schweden, ist 36 Jahre alt (so las man
es) und ist Techniker der Telekommunikation. Sein
Name: Per Ola Valfridsson. Warum heißt Ruffian so? Man weiss es nicht, aber Ruffian ist ein
schwarzes Pferd. Wann begann das Projekt Ruffian? 1998. Welche Protokolle unterstützt Ruffian? WB I, WB II und UCI. Unter welchen Betriebssystemen läuft das Programm? Linux, Bd, OSX
und Windows. Wieviel kostet es? Derzeit ist die Version 1.0.0 und 1.0.1
Freeware. Folgende Versionen kann man unter der genannten Adresse
runterladen (derzeit): ruffian engine Windows version. Release 1.0.1.
(Sep 29, 2002) latest ruffian engine Windows version. Release
1.0.0. (Sep 23, 2002) Kapitel 2: Anbindung als UCI und Winboard Engine Ruffian ist eine Winboard – und UCI Engine. Sie unterstützt
diese beiden Protokolle, besitzt jedoch selbst keine eigenständige Oberfläche
(GUI). a) Ruffian als UCI-Engine unter Fritz 7 (nur mit Fritz 7-Update möglich): Im Engines Ordner Chessbase\Engines\ wird ein weiterer Unterordner
erstellt, am besten mit dem Namen „Ruffian“. In diesen Ordner werden
folgende Dateien kopiert - und
auch dort benötigt: Ruffian.exe; Ruffian.cfg; Ruffian.bok; Ruffian.BMP (Bitmap). Normalerweise benötigt man die Datei Ruffian.cfg nur für die
Wb-Anbindung, aber damit auch unter Fritz 7 mit „Permanent Brain“ und
„Ruffian-Buch“ gespielt werden
kann, ist auch diese Datei notwendig
- gegen mich wollte ansonsten Ruffian nach
dem letzten Buchzug nicht ziehen! Die Version 1.0.0
(siehe oben) konnte noch kein Permanent Brain nutzen, das wurde aber
mit der Version 1.0.1 verbessert,
und seit dem nun nutzt Ruffian diese Möglichkeit ! Die Hashtabellen werden
jedoch wie bei Fritz 7 eingestellt, ebenso die Tablebases
die in der Chessbase.ini (im Windows-Hauptordner) editiert werden !
Die Befehlszeile in der ChessBase.ini lautet:
[Tablebase] Nachdem man alle diese Dateien installiert hat, klickt man unter
Fritz 7 auf die Option „Engines“ dann auf
„UCI Engine erstellen“. Dort sucht man den exakten Pfad bis zur
Ruffian.EXE. Man markiert und installiert diese dann! Ruffian wird daraufhin
als UCI Engine unter Fritz 7 eingebunden, und im Ordner
„ChessBase\Engines“ taucht danach eine Ruffian101.uci Datei auf.
Ruffian kann auch das Buch von Fritz nutzen. Erstellt man jedoch ein
leeres *.ctg Buch, (bei mir „empty.ctg“), dann nutzt Ruffian automatisch
„nur“ Züge aus seinem eigenen Buch, die Buchzüge selbst kann man im
Buchfenster dann allerdings nicht sehen da ja dort das leere *.ctg-Buch
geladen ist! Schachfreund Heinz Walz aus Bad Kissingen bestätigte mir dass
man überhaupt kein leeres *.ctg benötigt um Ruffian mit seinem Buch
spielen lassen zu können. Es genügt dass man in den „Buchoptionen“
unter Fritz 7 einfach „Buch benützen“ deaktiviert! Ähnlich wie unter Fritz 7, lässt sich Ruffian auch unter
Shredder (Classic) als UCI Engine einbinden – eine Einleitung dazu findet
man unter „Hilfe“. b) Ruffian als Wb-Engine einbinden: Ich nutze hierzu das MCS-System (Genius 65), das identisch ist mit
dem nun neuen ChessGenius 7 Classic! Den neuen Genius 7 kann man nun direkt
bei Lang Software in UK kaufen. Die
Adresse lautet: http://www.chessgenius.com/pc/index.html MCS steht für das
Millennium Chess System, einem ehemals von Ossi Weiner angebotenem
Windows Programm Genius 6, das später mit Shredder 4 als WM-Paket
mit etwas verbessertem Genius
6.5 herauskam. Seit der Version 6 konnte das Programm Genius also auch
Winboard-Engines nutzen, dank eines Wb-Converters von Stefan Meyer-Kahlen.
Eine Adapter.eng (eine vorgefertigte leere ENG-Datei die man für die
Winboad-Engines nur zu editieren braucht) lag mit anbei, man kann aber auch
jede andere *.ENG von Genius nehmen, z.B. die von Genius 7, indem man sie
zunächst umbenennt und leert, dann den Inhalt für „Ruffian“ (hier
weiter unten) hineinkopiert, und danach abspeichert - fertig! Für Ruffian
habe ich den Inhalt der „Ruffian.eng“ hier bereits editiert, und wer das
MCS oder den Genius 7 besitzt , kann den Inhalt der Ruffian.eng so nutzen: INIT { Diese Ruffian.eng muss in den Hauptordner „genius65“ (oder „ChessGenius
7 Classic“) kopiert werden. Als
nächstes muss unter Genius65\Engines\
ein Ordner mit dem Namen "Ruffian" angelegt werden. Hinein gehören folgende Dateien:
WbConv.dll Dieser Converter ist frei, und kann von der Millennium 2000
Homepage runtergeladen werden: http://www.computerchess.com/bilder/downloads/wbkonverter.zip Ruffian.exe Ruffian.cfg Ruffian.bok (Ruffian kann jedoch auch
das Buch von Genius nutzen). Das Bitmap ist unter Genius nicht möglich zu sehen,
also auch nicht notwendig. In der Ruffian.cfg lassen sich u.a. die Hashtabellen, sowie der
Pfad zu den TBs einstellen. Nun sollte unter dem MCS-GUI, Ruffian zu laden
sein. Kleiner Tip: bevor
Ruffian (oder auch andere Engines ausser Genius) die Analyse wirklich
starten, auch wenn unter "Gegner", der Analyse-Modus aktiviert ist,
so muss man dennoch nach Start der Engine nochmals auf "Analyse"
klicken um sie zu starten. Kapitel 3: Meine ersten TestsIch habe Ruffian 1.0.0 zuerst unter Fritz 7 als UCI-Engine eingebunden.
Voller Spannung klickte ich ins Engine Fenster um sie zu laden. Dann der
erste Klick auf „Analyse“ in der Grundstellung. Ruffian zeigte seine
ersten Varianten und als ich auf die Knotenzahl sah, stellte ich fest dass
sie sogar über der von Fritz 7 (ebenfalls Grundstellung) lag. Das hatte
mich ein wenig erstaunt, da die Ruffian.exe satte 452 KB groß ist. „Ein schnelles Ding“, das waren meine ersten Gedanken. So wie
meist jeder Computerschachtester, besitze auch ich ein eigenes Testset. Ich
ließ Ruffian die wichtigsten Stellungen meines Tests analysieren. Die
Trefferquote lag sehr hoch, und viele der Lösungsvarianten ähnelten denen
von Fritz (auch die Bewertungen mitunter)! Einerseits fand ich das
faszinierend, andererseits (weil ich mir Ruffian anders vorgestellt hatte)
kam kurz eine Welle der Enttäuschung über mich, erst recht als ich manche
Zugzwangstellungen mit denen von Fritz verglichen hatte. Ruffian analysiert
tatsächlich sehr ähnlich wie der Fritz, hier einige Kostproben:
1k4Bq/6pP/3p2Pb/3P1Pp1/1K4P1/8/8/8 b - - 0 1 Nun spiele man folgende Züge im Analysemodus nach: 1...Kc7 2.Ka5 Kb7 3.Kb5 Kc7 4.Ka6 Kc8 5.Kb6 Kd8 6.Kc6
Kc8 Line Analysis
by Ruffian 1.0.0: 7.Kb6
Ke7 8.Kc6 Kf8 9.Kxd6 Ke8 10.Lf7+ Kd8 11.f6
3k2Bq/6pP/3K2Pb/3P1Pp1/6P1/8/8/8
b - - 0 1 7...Ke8
8.Kc7 Ke7 9.d6+ Kf6 10.d7 Ke5 11.d8D Kf4 12.Le6 Dxd8+ 13.Kxd8 Ke5 14.Ke7 Kf4
15.f6 gxf6 16.h8D f5 17.gxf5 Solche Analysen kann man beim Fritz 7 oft sehen!
Beispiel, Fritz 7 hat aber den Bauern schon geschlagen: 1...Kc7
2.Ka5 Kb7 3.Kb5 Kc7 4.Ka6 Kc8 5.Kb6 Kd8 6.Kc6 Kc8 7.Kxd6 Kd8....usw. 3k2Bq/6pP/3K2Pb/3P1Pp1/6P1/8/8/8
w - - 0 1
Diese Art, zuerst 0.00 anzuzeigen (auch noch falsch,
wegen Nullzugproblemen), um danach nur einen Halbzug später +10 anzuzeigen
ist besonders typisch für das Programm Fritz! In der folgenden Nullzugteststellung (Matt in 11)
sehen die Analysen sehr ähnlich aus, man könnte meinen es sei in beiden Fällen
dasselbe Programm nur etwas anders justiert:
8/8/p1p1R3/1p5p/1P5p/6r1/PPP2K1p/7k w - - 0 1 Analysis
by Deep Fritz 7: 1.c3
Tg2+ 2.Kf1 Txb2 3.Txc6 Txa2 4.Te6 Tc2 5.Tc6 h3 6.Txa6 Txc3 7.Kf2 Tc2+ 8.Ke3
Kg1 9.Ta1+ Analysis
by Ruffian 1.0.0: 1.c3
Tg2+ 2.Kf1 Txb2 3.Txc6 Txa2 4.Td6 Tc2 5.Td1 Tg2 6.Td6 Tg7 7.Tf6 h3 8.Tf3 Tg2
9.Txh3 (Ruffian erreicht übrigens eine max. Suchtiefe von
64 Halbzügen, während DF7 auf 67 kommt; Fritz 7 kommt 47 Halbzüge tief) In der folgenden Stellung (und das ist auch wieder
nur ein Beispiel von vielen), zeigt Ruffian 1.0 ebenfalls einen ähnlichen
Suchalgorithmus wie Fritz. Bevor der stärkste Zug gefunden wird, wird Th3
untersucht dann Sxh6 und dann, erstaunlich schnell für einen Amateur, kommt
genau in dieser Reihenfolge
bald 1. Te1!
2qr3r/1p1n1ppk/p3p2p/5b2/2PP2NQ/6R1/P1B2PPP/R5K1
w - - 0 1 Analysis
by Ruffian 1.0.0: 1.Th3
Kg8 2.Lxf5 exf5 3.Se3 g6 4.Tg3 Kh7 5.De7 Thf8 6.Te1 Analysis
by Fritz 5.32: 1.Th3
Kg8 2.Lxf5 exf5 3.Se3 g5 4.Tg3 Sb6 5.Tc1 Dd7 Viele andere Programme, finden den besten Zug hier
(1.Te1!) erst viel später oder garnicht, weil 1. Sxh6 ebenfalls gewinnt,
jedoch nicht so deutlich wie 1. Te1. Irgendwann kurz nach diesen ersten Tests, spielte ich
eine Partie zwischen WbNimzo2000b und Ruffian 1.0, und zu meinem Erstauen
konnte ich von den 37 gespielten Zügen von Ruffian, 36 davon mit Fritz 6
Old reproduzieren. Mit irgend einer Fritz-Engine schien sich vieles was
Ruffian analysierte – oder spielte beinahe komplett reproduzieren. Hier noch ein letztes Beispiel als Beweis für die
vielen Ähnlichkeiten zwischen Fritz und Ruffian: Spielt man die folgende Partie nach, und kommt zur
Diagrammstellung (nicht mit dem FEN-String), so hat weiss zwei Felder für
seinen König, f1 oder h1. Da zuvor Zugwiederholungen stattgefunden haben
bzw. drohen, so droht auch für die Programme, falls sie einer
Zugwiederholung ausweichen wollen und Kh1 ziehen, dass sie danach verlieren. [Event "Blitz30'"] 1. Nf3 Nc6 2. e4 e5 3. Bc4
Nf6 4. Ng5 d5 5. exd5 Bg4 6. Nxf7 Qc8 7. f3 Nd4 8. Nxh8 Bxf3 9. gxf3 Qh3 10. Rf1 Qh4+
11. Rf2 e4 12. Kf1 Bc5 13. c3 Qh3+ 14. Ke1 Nc2+ 15. Qxc2
Bxf2+ 16. Kxf2 Qxh2+ 17. Ke3 Qg1+ 18. Kf4 Qh2+ 19. Ke3 Qg1+
20. Ke2 Qg2+ 21. Ke1 Qg3+ 22. Kf1 Qh3+ 23. Kg1 Qg3+ 24. Kh1 Qh3+ 25. Kg1 Qg3+ 26. Kh1 exf3 27. d4 f2 28. Qxf2 Qxf2
29. Nd2 O-O-O 30. Nf7 Ng4 31. Nf1 Qxf7 32. Be2
Qxd5+
33. Kg1 Qf5 34. Be3 Qe4 35. Re1 Nxe3 36. Bf3 Qxf3 37. Rxe3 0-1
Das
Feld h1 ist ein Todesloch! Analysis by Fritz 7.008: 24.Kh1
Dh3+ 25.Kg1 Bei Fritz 7.008 dämmert es langsam in Tiefe 13, dann
kommt eine Negativbewertung –0.44
mit „nur“ einem Zug in der Analyse,
danach sogar -+3.16, bis
endlich Kf1 mit der Bewertung 0.00 folgt. Analysis by Ruffian 1.0.0: 24.Kh1
Dh3+ 25.Kg1 Ein fast ähnliches Verhalten zeigt Ruffian 1.0.0:
Ebenfalls in Tiefe 13 dämmert es ihm langsam, dann kommt eine ähnliche
Bewertung wie bei Fritz 7 mit -+0.35
dann sogar -+3.59, um schliesslich, zu Kf1 mit 0.00 zu wechseln, zunächst
ebenfalls in Tiefe 13 dann in Tiefe 14 exakt wie Fritz 7!
24.Kh1
Dh3+ 25.Kg1 Für den Chess Tiger 14.0 ist die Lage hoffnungslos.
Er bleibt auch nach 5 Min. bei der obigen Analyse.
Analysis by Shredder 6.02:
Shredder ist der schnellste der aus dem LOCH kommt,
und benötigt auch keine besondere Suchtiefe. Analysis
by Crafty 18.15: 24.Kf1
Dh3+ 25.Kf2 Dh2+ Crafty 18.15 kommt erst gar nicht auf die Idee Kh1 zu
spielen. Fazit, ich zitiere noch einmal meinen Satz aus dem
ersten Kapitel: „...Dennoch erinnern mich fast alle Analysen
"an den Stil" von Fritz, ob das die Art der Suche ist, die
Bewertung, Suchtiefe und, und..., alles erinnert mich an Fritz“. Kapitel 4: Aus einem Schüler wird ein Meister Soeben schrieb ich, dass mich an Ruffian alles irgendwie an Fritz erinnert, nicht nur die Spielweise, sondern sogar die Spielstärke. Was ist daher so faszinierend und originell an Ruffian? Vor wenigen Tagen (Sept. 02) gab Weltmeister Vladimir Kramnik ein Interview in dem er sagte: “Es ist nicht wichtig, einen guten Lehrer zu haben – es ist wichtig ein guter Schüler zu sein“. Wer es noch nicht weiß, dem sei gesagt dass kein geringerer als Gary Kasparov, Kramniks größter Schachlehrer war. Und wer ist heute der Weltmeister? Kramnik! Am Anfang des Artikels schrieb ich den Satz: „Ein Komet schlägt ein“. Dabei erinnerte ich mich an Tennis-Spieler Boris Becker, der 1985 als 17-jähriger und jüngster aller Zeiten, das grösste Turnier der Welt gewinnen konnte: Wimbledon! Er besiegte im Finale K. Curren, u.a. mit fantastischen Aufschlägen und dem berühmten Becker-Hecht! Man nannte ihn daher auch Bum-Bum Boris. Er startete in das Turnier als Nr. 100, und wenig später nach dem Turnier, gehörte er schon zu den Top - Ten der Welt! Boris Becker hatte einen guten Lehrer aber er war auch ein guter Schüler. Was die Computerschachszene angeht, so hat der Programmierer von Ruffian es ebenfalls sehr gut verstanden, viele Techniken die Spitzenprogramme und Profis effizient nutzen, sein eigen zu machen! Diese Techniken sind keineswegs geheim (keiner hat das Rad neu erfunden), aber es geht darum, sie effektiv wie nur möglich anzuwenden! Vor einiger Zeit gab es eine Sprechstunde im Internet mit dem Spitzenprogrammierer Stefan Meyer-Kahlen. Auf die Frage, was der wichtigste Unterschied zwischen Profis und Amateuren ist, antwortete er u.a. sinngemäss so: „Die Profis können allen etwas besser“. Einen ähnlichen Spruch sagte Ex-Weltmeister Karpov auf die Frage, was den Unterschied eines Weltmeisters zu einem guten Grossmeister ausmacht. Er antwortete: „ Der Weltmeister kann alles ein wenig besser“. Es geht also nicht um eine neue Sache, sondern darum, dass man sie besser kann als andere! Bisher war es so, dass es nur ganz wenigen Programmierern gelungen ist, in kurzer Zeit größere Fortschritte mit ihren Programmen zu erzielen. Eine kleine Eliteklasse hatte sich gebildet, die bisher die Computerschachszene dominierte. Keinem Amateur-Programmierer ist es seit 1996 (wie erwähnt) wieder gelungen, einen solch schnellen Sprung zu machen, dass er mit den Elite-Programmierern mitmischen konnte. Ruffian jedoch mischt nun kräftig auf, er ist jetzt schon in der ersten verfügbaren Version in der Lage, jeden Profi zu besiegen! Ist das nicht faszinierend? Meine Antwort lauter Ja! Ruffian beherrscht die
wichtigsten Techniken genauso gut wie ein Fritz, und ist somit etwa genauso
schnell. Für die Implementierung weiteres Schachwissen, ohne Geschwindigkeit
einzubüßen, ist also genug Freiraum da. Die Stärken von Ruffian liegen
eindeutig im positionellen Bereich sowie im Endspiel, ohne dass die taktische
Schlagkraft verloren geht - hier
ist Ruffian dem Profi Shredder überlegen! Bei der Königssicherheit hakt es bei
Ruffian noch hier und da, dafür aber kann Ruffian wie kaum ein anderes Programm,
sich wie ein Panther an den gegnerischen König krallen, ebenso ist er im
Endspiel, wenn er einmal losrennt, nicht mehr zu bremsen. Diese Dynamik ist
sein Markenzeichen! Folgende zwei Endspielbeispiele veranschaulichen uns diese Dynamik, die Ruffian an den Tag legen kann: Gandalf 5.1 – Ruffian 1.0
6k1/p5p1/4r3/1p3Q2/1Pb5/3p2PP/3K4/8 b - - 0 95 Ohne lange überlegen zu müssen, drosch Ruffian hier seinen a-Bauer nach vorne mit a7-a5!, um sich zwei Freibauern zu schaffen, die weiße Dame war danach machtlos. Glänzend gespielt, und dazu noch schnell. Nach meinen bisherigen Erfahrungen, besitzt Ruffian besonders in Turmendspielen besondere Stärken. Die folgende Stellung z.B. spult er ohne zu überlegen, auch ohne Endspieldatenbanken perfekt runter, dazu sogar mit der Bewertung von 0.00 !
Ruffian 1.0 – Genius
3
8/8/8/8/2R2pk1/8/1r6/5K2 w - - 0 70 Analysis
by Ruffian 1.0.1: 70.Tc3 Th2 71.Ta3 Th3 72.Ta2 Th1+ 73.Kg2 Te1 74.Kf2 Te3 75.Kg2 Tf3 76.Tc2 Tg3+ 77.Kf1 Tf3+ 78.Kg2 Th3 Folgende Stellung erreichte Ruffian 1.0 gegen Fritz 7.008
8/1p2p1k1/6p1/3P2Pp/4nP2/1pr1N2P/4K3/1R6 b - - 0 1 Analysis by Ruffian 1.0.1: 45...b5 46.h4 Sd6 47.Kd2 b4 48.Ke2 Kf7 49.Ta1 Se4 50.Ta7 b2 Bereits nach einer sek. zeigt Ruffian ein deutliches Plus für sich, und ist nicht mehr zu stoppen! Vermutlich würden viele andere Programme diese Stellung auch gewinnen, ich möchte jedoch die Dynamik mit der Ruffian hier zu Werke geht, veranschaulichen! Dieselbe Stellung analysiert mit Fritz 7.008: Fritz 7 - Ruffian 1.0.0 8/1p2p1k1/6p1/3P2Pp/4nP2/1pr1N2P/4K3/1R6 b - - 0 1 Analysis
by Fritz 7.008: 45...Kf7 Bis es bei Meister Fritz dämmert (wenn überhaupt?) ist Ruffian schon über allen Wolken. Ruffian ist jetzt selbst ein Meister, und erteilt hier Fritz, aber anderen Profis auch, so manche Lektion! Hier die komplette Partie zum Nachspielen, sie zeigt mit welcher Dynamik Ruffian ans Werk gehen kann. Für mich ist es jedenfalls faszinierend gewesen Ruffian beim Spielen zuzuschauen! [Event "P600, Blitz:10'"] 1. d4 Nf6 2. Nf3 g6 3. c4 Bg7 4. g3 c6 5. Bg2 O-O 6. b3 d5 7. Bb2 dxc4 8. bxc4 c5 9. O-O Qb6 10. Qb3 cxd4 11. Qxb6 axb6 12. Nxd4 Rd8 13. e3 Nbd7 14. Nc3 Ne5 15. Nd5 Nxd5 16. cxd5 Nd3 17. Rfb1 Nb4 18. e4 Bd7 19. Rd1 Nxa2 20. f4 Nb4 21. Rxa8 Rxa8 22. e5 b5 23. Rd2 Ra6 24. Kf2 Kf8 25. Be4 Ra4 26. Ke2 Na6 27. Bc2 Ra5 28. e6 Bc8 29. exf7 Kxf7 30. Nb3 Ra4 31. Bxg7 Kxg7 32. Nd4 Bg4+ 33. Ke3 Ra3+ 34. Bd3 Nc7 35. Nc2 Ra4 36. Be4 Ne8 37. Bf3 Bxf3 38. Kxf3 Nf6 39. Ne3 b4 40. Rb2 h5 41. h3 Ra3 42. Ke2 Rc3 43. g4 b3 44. g5 Ne4 45. Rb1 b5 46. h4 Nd6 47. Kd2 b4 48. Ke2 Nb5 49. Rb2 Nd4+ 50. Kd2 Nf3+ 51. Ke2 Nxh4 52. Rd2 Nf5 53. Nxf5+ gxf5 54. Rd4 h4 55. d6 exd6 56. Rxb4 h3 57. Rb7+ Kg6 58. Rb6 h2 59. Rxd6+ Kh5 60. Rh6+ Kg4 61. g6 b2 0-1 Eduard Nemeth,
03.10.2002
Mise en page par Patrick Buchmann |